Ausführungsvarianten für Küchen

Höhe der Arbeitsplatte

Die empfohlenen ergonomischen Arbeitshöhen nach Rohmert und Schaub (1991) im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK) unterscheiden zwischen den Höhen des Kochherdes und der Spüle und der Höhe bei sitzender Tätigkeit und vermitteln den optimalen Mittelwert in Abhängigkeit von einer Körpergröße zwischen 135 und 200 cm. Zu vermeiden ist nach dieser Studie eine Rückenbeugung über 20°.

Die Sehabstände (zwischen Auge und Topfboden) wurde mit ca. 50 cm angenommen. Die maßgenaue, individuelle Bestimmung kann durch Messung der Ellbogenhöhe durch spezielle Messgeräte vorgenommen werden. Wichtig ist, für jede Küche einen Sitzarbeitsplatz anzubieten, damit die Körperhaltung bei der Küchenarbeit gewechselt werden kann.

  1. Rohmert, W., Schaub, K. (1991)

Arbeitsplatten in verschiedenen Höhen

Arbeitsplatten in verschiedenen Höhen

Nutzer- und situationsabhängig muss bei der Planung einer Küche zwischen festinstallierten Arbeitsplatten und verstellbaren Lösungen abgewogen werden. Bei genauer Erfassung des Bedarfs und der möglichen Handlungen in der Küche kann eine an den konkreten Nutzer angepasste Planung von unterfahrbaren Arbeitsplatten genügen. Der Einbau der Arbeitsplatten in einer, zwei oder mehreren unterschiedlichen Höhen, richtet sich nach dem konkreten Bedarf und der ausgeübten Tätigkeit. Auch wenn mehrere Personen die Küche nutzen, können fest installierte Arbeitsplatten in verschiedenen Höhen ausreichend sein, möglich sind auch temporär ausziehbare Arbeitsplatten, in anderer Höhe als die feste Arbeitsplatte. Für das Spülen ist der Einbau von zwei Becken in unterschiedlichen Höhen zu überlegen. Für die Festlegung der Höhe des Herdes muss jedoch ein Kompromiss gefunden werden.

Eine komfortable technische Lösung sind höhenverstellbare Arbeitsplatten, die sich individuell jedem Nutzer anpassen können. Die Absenkung kann mechanisch oder elektromotorisch durchgeführt werden. Bei elektromotorischen Systemen muss der Schutz des Beinbereichs gewährleistet werden.

Unterschränke

Unterschränke

Die Anforderungen, genügend Stauraum zu schaffen und gleichzeitig die Arbeitsplatte so weit wie möglich unterfahrbar oder untersetzbar zu halten, stehen bei der Einrichtung einer barrierefreien Küche erstmal im Widerspruch. Bei der Planung sollten die Arbeitsabläufe, auf die Einschränkungen der Nutzer abgestimmt, optimiert werden. Dazu gehört jedoch auch der Zugriff auf das Geschirr oder die Kochutensilien, die sich in den Unterschränken befinden.

Am einfachsten ist, die Unterschränke mit Schubläden mit Vollauszug oder mit Apothekerauszügen auszustatten, wobei die Bodenhöhe der untersten Schublade dem Nutzer angepasst werden sollte (bewährt haben sich 35-45 cm, nach ISO 21542 liegt die optimale Erreichbarkeit zwischen 50 und 110 cm). Bei wenig Stauraum sind bedienfreundliche Paternosterschränke denkbar.

Der Sockel unterhalb der Geräte sollte mindestens bis in eine Höhe von 35 cm 10 cm (nach Rau (2013) sogar 20 cm) unterfahrbar/untersetzbar sein. Die Kante oberhalb des Sockels kann in Küchen für Rollstuhlfahrer durch einen Rammschutz als hervorstehende Leiste (ca.2-4 cm) ergänzt werden (Šestáková & Lupac, 2010).

Um die Arbeitsplatte möglichst durchgängig unterfahrbar zu halten, jedoch gleichzeitig Stauraum zu schaffen, können rollbare Containerschränke eingesetzt werden, die wie feste Unterschränke mit Schubläden, Auszügen oder ggf. auch als Paternostersystem auszuführen sind. Die Containerschränke sollten zur besseren Handhabung mit ergonomischen Griffen ausgerüstet werden. Wenn die Container leicht zu bewegen sind, können diese auch als eine Art Servierwagen und Rollatorersatz dienen. In diesem Fall sind die Container so zu gestalten, dass zu transportierende Gegenstände nicht abrutschen können. Grundsätzlich müssen sie kippsicher sein.

  1. ISO 21542
  2. Šestáková I., Lupac P. (2010)
  3. Rohmert, W., Schaub, K. (1991)
  4. Rau, U. (Hg.)(2013)

Haltegriffe

Haltegriffe

Stabilität und Robustheit sind selbstverständliche Eigenschaften einer guten Kücheneinrichtung. Für Menschen mit verschiedenen Einschränkungen der Mobilität und Kondition sind Haltegriffe und Haltestangen eine große Hilfe.

Unterhalb oder vor den Arbeitsplatten oder an Küchentischen können Haltemöglichkeiten vorgesehen werden – entweder als Hilfe sich im Rollstuhl an die Platte heranzuziehen, oder, ähnlich wie ein Handlauf ausgebildet, als Möglichkeit sich festzuhalten beim Aufstehen und Hinsetzen vom Hocker oder bei der Bewegung innerhalb der Küche.

Absenkbare Oberschränke

Absenkbare Oberschränke

Eine weitere Möglichkeit, die bei Platzmangel Stauraum schafft, sind absenkbare Oberschränke. Es sind entweder vertikal verschiebbare oder diagonal verstellbare Systeme, bei denen sich die Oberschränke gleichzeitig nach vorne und nach unten bewegen, möglich. Zu beachten ist dabei, dass die darunterliegende Arbeitsfläche frei sein muss. Der Betrieb erfolgt entweder manuell über eine Kurbel oder vorzugsweise elektromotorisch. Die Bedienung kann entweder durch einen Taster oder eine Fernbedienung erfolgen. Ein Sicherheitssensor, der die Bewegung bei Widerstand unterbricht, ist obligatorisch.

Elektrogeräte

Elektrogeräte

Der Einbau von Kühlschränken, Backöfen, Spülmaschinen und anderen Küchengeräten richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Nutzer. Die Herausforderung dabei ist, die Geräte so einzubauen, dass diese durch eine stehende, wie eine sitzende Person zu bedienen sind. Die erreichbare Höhe des Küchenmöbels für einen Rollstuhlfahrer oder eine sitzende Person liegt nach ISO 21542 zwischen 50 und 110 cm. Die empfohlenen Höhen nach Rohmert und Schaub (1991) liegen zwischen 55 cm und 205 cm, abhängig von der Körpergröße. Daher ist zu empfehlen, die Geräte erhöht einzubauen (Unterkante ab 55 cm).

Bei Backöfen sind Drehtüren sowie Vollauszüge zu bevorzugen, für das Abstellen heißer Backbleche ist es auch sinnvoll, eine ausziehbare Platte oder Schublade unter dem Backofen einzubauen. Kühlschränke sind mit Apothekerauszügen und Schubläden auszustatten. Der Sockel unterhalb der Geräte soll mindestens bis in eine Höhe von 35 cm in einer Tiefe von 10 cm (nach Rau (2013) sogar 20 cm) unterfahrbar sein. Bei einer Dunstabzugshaube ist eine Fernbedienung zu wählen oder eine Montage der Bedienfelder in einer Höhe von ca. 85 cm. Bei einer sitzenden Person sollte überlegt werden, ob die Herdplatten, die hintereinander liegen, überhaupt sinnvoll zu nutzen sind. Nebeneinander liegende Herdplatten sind vorzuziehen. Zu prüfen ist auch, ob ein Schutz gegen unbeabsichtliches Herunterziehen sinnvoll ist.

Ambient Assisted Living (AAL) Systeme bieten Möglichkeiten der Fernbedienung elektrische Geräte. Ein wesentlicher Aspekt dieser Entwicklung ist die Sicherheit. Durch entsprechende Software kann die automatische Abschaltung, abhängig von Zeit, Temperatur oder Anwesenheit eingestellt werden. Ein wesentlicher Faktor ist hier, Verständlichkeit und Benutzerfreundlichkeit zu sichern, damit das Erlernen und die tägliche Bedienung auch für Menschen mit eingeschränkter Kognition möglich ist.

  1. Planungskriterium: "Höhe der Arbeitsplatte"
  2. ISO 21542
  3. Rau, U. (Hg.)(2013)

Küchen für blinde und sehbehinderte Nutzer

Küchen für blinde und sehbehinderte Nutzer

Eine kontrastreiche Gestaltung der gesamten Kücheneinrichtung sollte obligatorisch sein. Kontrastreich bedeutet einen Leuchtdichteunterschied von mindestens 0,4. Es empfiehlt sich, vor allem die Kanten der Tische und Arbeitsplatten sowie die Griffe visuell abzusetzen. Auf glänzende und spiegelnde sowie stark gemusterte Materialien sollte eher verzichtet werden, ausgenommen ist die Gestaltung der Griffe. Glasschränke müssen deutlich markiert werden. (Schmidt-Block et al., 2006).

Die Ausformung der Oberschränke soll eine mögliche Verletzungsgefahr des Kopfes berücksichtigen.

Die Planung der Beleuchtung sollte mit besonderer Sorgfalt durchgeführt werden, das Licht sollte gezielt, ausreichend hell und blendfrei sein. Außerdem soll beachtet werden, dass keine Hitzeentwicklung entsteht, um Verbrennungen bei blinden oder stark sehbehinderten Nutzer vorzubeugen (Schmidt-Block et al., 2006).

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass in der Küche keine berührungslosen Sensoren eingebaut werden – vor allem beim Herd. Gasherde stellen eine zu große Gefahr dar und sollen nicht verwendet werden (Schmidt-Block et al., 2006). Bei Elektroherden ist ein Ceranfeld günstiger, da das Umkippen verhindert wird, die Kochfelder sind jedoch schwer taktil erkennbar. Der Einbau eines Induktionsherdes erscheint am sichersten, da nur der Topfboden erhitzt wird und keine Verbrennungsgefahr durch heiße Kochstellen besteht.

  1. Schmidt-Block, W., Behling K., Böhringer, D., Klingler, M. (2009)