Ausführungsvarianten für Sanitärbereiche Privat

Wandhaltegriffe

Wandhaltegriffe

Im Gegensatz zur ausführlichen Definition der Anforderungen an Stützklappgriffe werden in der DIN 18040-1 Wandhaltegriffe nicht näher beschrieben. Auch bei einseitig anfahrbaren Toiletten oder bei einer Dusche wird ein zweiter Stützklappgriff vorgesehen. Hier ist grundsätzlich zu hinterfragen, ob ein wandmontierter Winkelhaltegriff nicht sinnvoller ist. Gerade für Menschen, die gehfähig sind, jedoch Schwierigkeiten haben von der Toilette oder vom Duschklappsitz aufzustehen, sind die nach oben abgewinkelten Griffe eine große Hilfe.

Die Kraftanwendung beim Hochziehen sowie das Gleichgewichthalten nach dem Aufstehen fallen wesentlich leichter, als das Abstützen an Klappgriffen. Die Abmessungen der Winkelgriffe können der ISO CD 21542 entnommen sowie aus den Anforderungen an Klappstützgriffe übertragen werden: der horizontale Griff befindet sich 28 cm über der Sitzhöhe des Toilettenbeckens, der vertikale Griff reicht bis zu 170 cm über Fußboden und ist 15 cm vor der Vorderkante des WCs anzubringen, zwischen Griff und Wand sind 5 cm Abstand einzuhalten. Alternativ können auch ein horizontaler und ein vertikaler Griff kombiniert werden. Die bereits beschriebenen Vorgaben zur Tragfähigkeit der Wand sind zu beachten (Punktlast mind. 1kN bzw. 1,5 kN, empfohlen bis zu 1,7 kN).

Die im 45° – Winkel montierten Haltegriffe sind ergonomisch ungünstig und mit hoher Gefahr des Abrutschens verbunden (Bohn, 2006).

  1. Bohn, F. (2006)

Abstellen von Unterarmstützen

Abstellen von Unterarmstützen

Ein barrierefreies WC sollte auch Personen, die Unterarmstützen oder andere Gehhilfen benötigen, adäquaten Komfort und Sicherheit in der Benutzung bieten. Ein für Rollstuhlfahrer konzipiertes WC bietet ausreichend Platz, die auch diese Nutzergruppe zum Teil benötigt. Die Schwierigkeit besteht in der sicheren Abstellmöglichkeit der Unterarmstützen und Gehhilfen. Das Aufheben der Hilfsmittel vom Fußboden kann zu Sturz und Verletzung führen.

Die einfachste Methode, Unterarmstützen und Gehhilfen abzustellen, ist das Anlehen an eine Wand, kopfüber mit den Griffen nach unten oder vorzugsweise zusätzlich gegen Abrutschen abgesichert durch einen Winkelhaltegriff (Loeschcke, Marx & Pourat, 2011). Eine weitere mögliche Lösung ist, eine feste oder eine Saugkopfhalterung an der Wand anzubringen.

Gerade bei der Planung beidseitig anfahrbarer Toiletten, in denen die Wand zu weit entfernt ist, soll dieser Aspekt unbedingt berücksichtigt werden. Die Halterung muss an den Stützklappgriffen vorgesehen werden, in die die Gehhilfen eingeklickt oder an deren Schlaufen aufgehängt oder anders befestigt werden können.

  1. Loeschcke, G., Marx L., Pourat D. (2011)

Barrierefreie Urinale

Barrierefreie Urinale

Barrierefreie Urinale verbessern den Nutzungskomfort für Männer mit Geh- oder Gleichgewichtsstörungen sowie mit Konditionseinschränkungen (Aufstehen von einer Toilette), für Kinder und kleinwüchsige Männer (Loeschcke, Marx & Pourat, 2011). Überraschend ist, dass in Deutschland keine eindeutigen Vorgaben hierzu existieren. Innerhalb einer Anlage soll mindestens ein Urinal tiefer als in der Standardhöhe von 65 cm angebracht werden, wobei die Angaben zur Höhe nicht eindeutig definiert sind. Beispielsweise legt jedoch die ISO 21542 für stehende Nutzer eine Höhe von 50 cm fest, die auch der VDI 6000 Blatt 6 für Grundschulen (7 – 11 jährige Kinder) zu entnehmen ist.

Barrierefreie Urinale (unabhängig von der Höhe) sind beidseitig mit Haltegriffen auszustatten – am günstigsten sind Winkelhaltegriffe an den seitlichen Schamwänden. Wenn keine Schamwände vorhanden sind, können auch vertikale Wandhaltegriffe in einer Höhe von 50 bis 150 cm neben dem Urinal oder eine horizontale Haltestange über dem Urinal montiert werden (Loeschcke et al., 2011).

Vorstellbar sind auch an der Wand befestigte, jedoch wie Klappstützgriffe ausladende Griffe, gegebenenfalls verbunden mit einer horizontalen Griffstange. Die Abstellmöglichkeiten für Unterarmstützen sind mitzuplanen.

Ob tatsächlich Urinale für eine Nutzung durch Rollstuhlfahrer geeignet sind, ist noch zu untersuchen. In der ISO 21542 werden für Rollstuhlfahrer eine Höhe von 38 cm und ein Bewegungsraum von 150 cm x 150 cm festgelegt.

  1. Loeschcke, G., Marx L., Pourat D. (2011)
  2. ISO 21542

Höhenverstellbarkeit

Höhenverstellbarkeit

Die Möglichkeit, die Waschbeckenhöhe individuell einzustellen, spielt bei Nutzern mit einer besonderen Anthropometrie, bei Rollstuhlbenutzern oder bei Personen, die sich hinsetzen müssen, eine wichtige Rolle. In öffentlichen Bereichen sind höhenverstellbare Waschtische nur bedingt einsetzbar, sinnvoller erscheint, unterschiedliche Waschtischhöhen (65 – 75 cm, nach VDI 6000-3) anzubieten, damit die Sanitäranlagen beispielsweise auch von Kindern benutzt werden können.

In der Höhe verstellbare Toiletten sind dort vorteilhaft, wo mehrere Nutzer mit verschiedenen Anforderungen vertreten sind. Das barrierefreie WC soll in einer Höhe von 46 – 48 cm angebracht werden, 4 – 6 cm mehr, als die Montagehöhe nach VDI 6000 – 3 vorgibt. Möglich ist auch die Höhenverstellung als Aufstellhilfe zu nutzen. In öffentlichen Bereichen sind auch kindgerechte WC-Becken in einer Montagehöhe von 35 cm einzusetzen.

  1. VDI 6000 Blatt 3

Waschbeckenausführungen

Waschbeckenausführungen

Große Sorgfalt soll der Ausbildung des Siphons geschenkt werden. Denkbar sind Unterputz- oder Flachaufputzsiphons.

Eine weitere wichtige Vorgabe ist die Verankerung des Waschtisches über die gültigen Vorgaben hinaus, da gerade viele sitzende Nutzer sich mit gesamter Kraft abstützen müssen um aufzustehen. Bei einigen Waschtischmodellen sind seitliche Haltegriffe bereits integriert, alternativ können auch zusätzliche Haltegriffe neben dem Waschbecken montiert werden. Die überdurchschnittliche Belastung sollte gem. europäischer Empfehlung mit einer Punktbelastung von 1,7 kN kalkuliert und bei der Wandkonstruktion berücksichtigt werden.

Spiegel

Spiegel

Eine relativ lange praktizierte Lösung waren spezielle Kippspiegel. Diese anfällige und teure Lösung wird nach und nach durch einfache, höhere, baulich integrierte Wandspiegel ersetzt. Der Spiegel soll unmittelbar über dem Waschbecken anfangen (das heißt, in einer Höhe von max. 80 cm). Zu empfehlen ist jedoch eine Fliesenreihe (max. 10 cm) als Spritzschutz über dem Waschbecken zu belassen. Die Höhe des Spiegels soll mindestens 100 cm hoch sein, für großwüchsige Personen ist eine Höhe von 120 cm günstiger. Der Spiegel kann auch leicht nach vorne geneigt eingebaut werden.

Die Breite des Spiegels soll mindestens 60 cm (Peter, et al., 2010) betragen. Bei höhenverstellbaren Waschbecken ist es sinnvoll, den Spiegel als Bestandteil des Elements mitzuverschieben. Ein zusätzlicher Teleskop- und Vergrößerungsspiegel kann den Nutzungskomfort weiter erhöhen.

  1. Peter, H.K., Hintzke, A., Sieger, V., Oberheid, G.V. (2010)

Dusche

Dusche

Aus den Vorgaben zu Griffen und Armaturen ergibt sich ein Konflikt bezüglich der Anordnung: für das Duschen im Stehen werden ein waagerechter Haltegriff in einer Höhe von 85 cm sowie ein senkrechter Griff gefordert. Da sich auch die Armatur in 85 cm Höhe befinden soll, ist genau zu untersuchen, wie die Anbringung im Detail vorzunehmen ist.

Für das Duschen im Sitzen (uneingeschränkte Rollstuhlfahrernutzung) sind beidseitige Stützklappgriffe erforderlich, deren Höhe sich analog zum WC relativ zu den Maßen des Duschklappsitzes ableitet (s. Klappstützgriffe, Wandhaltegriffe).

Am sinnvollsten erscheint, die waagerechten Wandgriffe niedriger anzubringen und zusätzlich senkrechte Griffe einzubauen oder Winkelgriffe zu verwenden, da hier die Wahl der Griffhöhe dem Nutzer überlassen werden kann (Bohn, 2006)

  1. Planungskriterium: "Wandhaltegriffe"
  2. Bohn, F. (2006)

Bodengleiche Dusche

Bodengleiche Dusche

Die Entscheidung, wie die bodengleiche Dusche auszugestalten ist, und wo sie sich im Sanitärraum befindet, muss rechtzeitig getroffen werden, da ggf. Rohbaurelevanz besteht. Es kommen verschiedene Ausführungen in Frage, wie geflieste Duschflächen mit einer Linien- oder Punktentwässerung oder der Einbau von bodengleichen Duschbecken mit bereits integrierter Entwässerung. Nach DIN 18195-1 wird ein Sanitärraum mit einer bodengleichen Dusche als „Nassraum“ eingestuft und ist entsprechend (vorzugsweise im Verbund) abzudichten. Zu beachten ist, dass ein ausreichendes Gefälle im Duschbereich (2%) ausgebildet und ein leistungsstarker Bodenablauf installiert wird.

Um die Wasserausbreitung in den Raum zu vermeiden, wäre ein minimaler Höhenversatz wünschenswert, der jedoch so auszubilden ist, dass keine Stolperkante entsteht. Denkbar wäre hier beispielweise eine leicht geneigte Reihe Fliesen. Es ist auch sicherzustellen, dass das Gefälle der umliegenden Fläche in Richtung Dusche ausgeführt ist.

Sinnvoll ist ein wirksamer Spritzwasserschutz (ein Vorhang ist nicht ausreichend). Wenn eine Assistenzperson beim Duschen behilflich sein muss, können auch geteilte Lösungen in Frage kommen.

Die bodengleiche Dusche ist so weit wie möglich von der Tür zu platzieren, um Feuchtigkeitsschäden an angrenzenden Bodenbelägen zu vermeiden. Wenn dies nicht möglich ist, sind gegebenenfalls weitere Abdichtungsmaßnamen erforderlich (Oswald, Abel & Wilmes, 2011).

Der Bodenbelag ist, wie bereits beschrieben, rutschfest auszuführen.

  1. DIN 18195-1
  2. Oswald,R., Abel, R., Wilmes, K., AIBau (Hg.) (2011)

Selbstständige Intimhygiene

Selbstständige Intimhygiene

Die selbständige Durchführung der Intimhygiene kann bei einer relativ großen Personengruppe durch unterstützende Lösungen länger aufrecht erhalten werden.

Eine Möglichkeit ist die Installation eines Bidets im Badezimmer. Hier gelten die gleichen baulichen Vorgaben wie bei einem WC, insbesondere bei der Anbringung der Haltegriffe.

Eine andere Möglichkeit ist der Einsatz eines Dusch-WCs, welches die Funktionen eines WCs und eines Bidets verbindet. Vorteil hierbei ist, dass der Prozess der Reinigung ohne Umsetzen durchführbar ist. Für Menschen mit Einschränkungen der Mobilität, Kondition und Koordination oder mit bestimmten Erkrankungen (z. B. bei Hämorrhoidenerkrankungen, bei Allergien oder Hautreizungen) kann diese Lösung die Durchführung der Intimpflege extrem erleichtern. Auch bei Menschen mit kognitiven Einschränkungen, z. B. bei leichter bis mittelschwerer Demenzerkrankung, können Dusch – WCs eingesetzt werden. Hier ist eine nutzer- angepasste Programmierung oder die Fernbedienung durch eine Pflegeperson möglich.

Waschtischarmaturen

Waschtischarmaturen

Am sinnvollsten erscheinen Einhebelarmaturen mit einem etwas längeren und gut greifbaren Hebel. Im privaten Bereich ist abzuwägen, ob Armaturen, die durch einen Sensor betätigt werden, tatsächlich sinnvoll sind. Deren Einsatz kann entsprechend der Einschränkung des Nutzers jedoch zu einer großen Bedienungserleichterung und Wasserersparnis führen.

Auch ein größerer Abstand in der Höhe zwischen Armatur und Waschbecken verbesssert den Nutzerkomfort – beim Haare waschen, Trinken, Auffüllen von größeren Gefäßen. Auch Handbrausen als Waschtischarmaturen, bekannt aus dem Küchenbereich, können den Benutzungskomfort bzw. das selbständige Durchführen der Körperhygiene (bspw. Haarwäsche) verbessern. (Huber, 2012).

  1. Huber, F. (2012)

Schwenkbare Waschtische

Schwenkbare Waschtische

Gerade bei Rollstuhlnutzern mit einer Querschnittslähmung oder Personen mit verschiedenen Darmerkrankungen kann das Händewaschen direkt von der Toilette aus eine wichtige Verbesserung der Hygiene darstellen. Ein schwenkbares Waschbecken kann zur Seite geschoben werden, um Platz zum Manövrieren mit dem Rollstuhl zu schaffen und durch den Nutzer direkt zur Toilette herangezogen werden, um die Hände zu waschen.

Zu beachten ist, dass das Abstützen an diesen Waschbecken nicht möglich ist, sodass gegebenfalls herkömmliche Klappstützgriffe einzuplanen sind.

Badewanne

Badewanne

Das Problematische beim Baden ist der Transfer in und aus der Badewanne – der ein gewisses Maß an Kondition und Beweglichkeit erfordert. Es werden verschiedene Einstieghilfen (z.B . Badewannenlifter) und Wannentypen angeboten, die je nach individuellen Bedürfnissen in Frage kommen. Bei der Planung einer Badewanne soll die Nachrüstbarkeit von Stützgriffen und Einstiegshilfen sowie ausreichender Bewegungsraum (120 x 120 cm oder 150 x 150 cm bei uneingeschränkter Rollstuhlnutzung) berücksichtigt werden. Eine komfortable Lösung im Sinne von Design for All stellt ein breiter Badewannenrand dar, zum Hinsetzen und behutsam ins Wasser Gleiten, gegebenenfalls unterstützt durch Haltegriffe.

Auch die Wahl der Länge der Badewanne ist bedeutsam – zu lange Badewannen verursachen Unsicherheitsgefühl und stellen eine Gefahr dar. Die Oberfläche des Badewannenbeckens kann mit Antirutschstreifen ergänzt werden.

Um das Überwinden der Höhe des Badewannenrandes auf ca. 15 cm zu reduzieren, können auch Sitzbadewannen mit seitlicher Einstiegstür zum Einsatz kommen. Ggf. kann auch ein Rollstuhlfahrer selbständig bei einigen Modellen das Umsetzen in die Sitzbadewanne bewältigen. Hier ist zu beachten, dass das Einlaufen und vollständige Ablaufen des Wassers stattfinden muss, wenn sich der Nutzer schon in der Badewanne befindet, was möglicherweise zu Unterkühlung führen kann.